Finnische Hochschulbildung ist nicht gleich PISA

5 01 2011

Und Aalto ist nicht das gesamte finnische Hochschulsystem.

Deutschland mag sich doch so gern runter machen und „nach oben“ zur finnischen Bildung schauen. Zu recht. Aber auch zu unrecht, wenn doch ewig auf der PISA rumgeritten wird und viele Bildungsmodelle aus der ehem. DDR stammen.

Das Interview wurde geführt mit dem besten Professor, dessen Unterricht das beste in meiner finnischen Bildung in den vergangenen 10 Jahren war. Nein, bin keine ewige Studentin, sondern eher nach der finnischen Art, bilde mich immer weiter, mal kurzzeitig gegen kleine Gebühren, nun in einem weiteren Master Studiengang. Der Gesprächspartner bietet den deutschen Journalisten eine sehr gute Darstellung des Aalto Konzeptes. Die Internationalität, die doch wegen des internationalen Angebots sprachlich gesehen doch sehr gering ist in Finnland wird künftig durch die Einführung von sehr hohen Gebühren für nicht-EU/ETA Studenten weiter eingedämmt. Schade. Klar, sollte der finnische Steuerzahler keine „Free-riders“ unterhalten, aber Austausch und internationale Präsenz ist für ein kleines Land wie Finnland nur eine Bereicherung.

Hier der Artikel:

www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article11900108/Finnland-zeigt-der-Welt-wie-Bildung-funktioniert.html

Ich stimme zu, die Aalto Universität, die neulich (nicht ohne Gegner) entstanden ist, ist gut, auch wenn keine weltweitführende lt. diversen Vergleichstatistiken. Die „Zutaten“ waren gut: TAIK die Kunsthochschule, gut (Vorlesungen, die von TAIK Lehrkräften bei uns geführt waren, waren top akademisch). Helsinki School of Economics – absolut gut im vgl. was sonst noch an Wirtschafsstudiengängen so angeboten wird (eigene Erfahrung & was man so hört an Geschehen sowie Zusammenarbeit mit der Wirtschaft). TKK – technisch führend, enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, Erfahrungen aus Zusammenarbeit.

Einer der Hintergründe der Zusammenlegung war aber auch, dass ein Überangebot in Finnland herrscht, das sich in langen und ergebnislosen Studienzeiten sowie hoher Drop-off Rate wiederspiegelt (daran könnte man besser sparen als an der Isolierung vom Ausland). Das kostet. Weitere Zusammenlegungen sollen folgen. Die Aalto Entstehung warf in der lokalen Presse Fragen auf: wird die Individualität darunter leiden? Aalto ist  auf div. wissenschaftlichen Foren (Seminare, Konferenzen) sehr präsent. Hat einen guten Ruf und hohe Anforderungen. Wenn ich nach meinem 2. Master das Lernen fortsetzen sollte, würde ich es nur noch bei Aalto (wohl TAIK) tun und denke gerade darüber nach.

Leider hat PISA nicht viel mit der finnischen akademischer Bildung gesehen gemeinsam, denn untersucht werden Schulen, nicht Hochschulen. Davon auch gut ausgesuchte, z.B. Privatschulen, wie die Deutsche Schule in Helsinki.

Das es akademisch auch anders geht, hab ich in erfahren müssen. Studiengänge, die ihrem Level nicht entsprechen und selbst Studierende (finnische wie ausländische) beschweren sich (die zweiten allerdings lauter), dass ein Master Studiengang inhaltlich allerhöchstens einem Bachelor entspricht – also keiner möchte leicht ein Zeugnis bekommen, sondern wirklich lernen. Schlechte Organisation, kaum „Vorlesung“ sondern wild drauf los „voneinander lernen“, schlecht abgestimmte Inhalte haben nicht unbedingt mit akademischen Level zu tun. Positiv ist  die Projektarbeit, die auch sehr viel Spass macht, auch wenn nicht einfach einzurichten wenn man Vollzeit tätig ist. Davon hatte ich in Deutschland in den 90er Jahren nicht viel, lag aber wohl an der Studienrichtung.

Die Kommentare des Artikels treffen den Nagen auf den Kopf. Und Jammern hilft nicht.

Hmm, wie genau haben sich die deutschen Journalisten von der Realität auf einem weiteren Gebiet überzeugen können?


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